Fazit
Jetzt hätten wir etwa die Elemente beisammen, die es zum Schreiben braucht:
Vor allem braucht es einen Gegenstand, über den man schreiben muss, weil man keine andere Wahl hat. Blosse Lust zu schreiben, die Lust, ein eigenes Buch in der Hand zu halten oder das Angebot eines Verlages genügen nicht. Es braucht eine Pflicht zu schreiben, eine Pflicht, die sich daraus begründet, dass ein Tatbestand oder eine Einsicht unbedingt weitergegeben werden muss, ein Tatbestand oder eine Einsicht, über welche sonst niemand weiss und/oder über welche sonst niemand schreiben kann. Blosse weinerliche Befindlichkeitsschilderungen über das Privat- und Intimleben und das literarische Ausbeuten persönlicher Beziehungen sind keine gültigen Themen.
Dann braucht es sprachliches Handwerk, wie man es z.B. bei Eduard Engel (und seinem Plagiator Reiners) lernen kann, oder bei den englischen Historikern, die seit jeher einen klaren und leicht lesbaren Stil pflegten. Aber Gegenstand und Handwerk allein sind nichts.
Es braucht einen Willen zur Direktheit, der sich der Wahrheit stellt. Einen Willen, die mit Schöngeist gepolsterte Bequemlichkeit des öffentlichen Mainstreams zu durchbrechen. Beides ist nicht ganz einfach, denn Wahrheit ist oft nicht leicht auszuhalten und das bequeme Polster, das es zu durchbrechen gilt ist dick und solid. Da braucht es manchmal Mut, Wut, List, Umgehung, Überzeichnung, Provokation, Grobheit oder alles zusammen.
Und es braucht einen Standpunkt, der die Konflikte, Vieldeutigkeiten, Paradoxien und die Ungewissheiten der realen Welt zugibt und zulässt, sonst betreibt man nur schematisches, holzschnittartig schwarz-weisses Puppentheater.